Da ich nach der Schule unentschlossen war, ob ich den Wehrdienst verweigern sollte oder nicht,
habe ich mir kopierte Fragebögen mit den Gewissensfragen angesehen.
Generell war mir altersbedingt natürlich »make love« viel näher als »make war«,
trotzdem war ich mir nicht sicher.

Die Fragen waren überwiegend nach demselben Muster aufgebaut:
ich bin mit meiner hochschwangeren Frau und meiner kleinen Tochter alleine im Wald spazieren,
als mir der bewaffnete Feind gegenübertritt.
Der Unhold möchte über meine Frau herfallen und im Anschluss meine Tochter entführen. Vielleicht auch andersherum.
Ich habe eine geladene Waffe mit nur zwei Schuss bei mir.
Was tue ich?

Erschieße ich den Feind, muss ich zum Bund.
Erschieße ich Frau und Kind, muss ich zum Bund.
Erschieße ich mich selbst, muss ich zum Bund.
Überlasse ich dem Feind aber Frau und Kind und gehe nach Hause,
bin ich der ideale Pfleger fürs Altenheim.

Das hat sich mir bis heute nicht wirklich erschlossen.
Meine beiden Großtanten lebten zu dieser Zeit tatsächlich im Altenheim bei mir im Ort.
Ich habe bei den Zivis immer genau darauf geachtet: keiner davon war verheiratet.
Warum wohl?
(Vielleicht wurde die oben genannte Frage auch auf dem Standesamt gestellt?!)

Aber die, die dann doch irgendwann noch geheiratet haben, würden heute,
30 Jahre später, vielleicht wieder genauso antworten.
Nur halt eben nicht mehr unbedingt aus hehren Gewissensgründen,
sondern wohl meistens eher aus uns allen,
nach so vielen Jahren Ehe bekannten, »gewissen Gründen«